1000er Fazer (Yamaha)
Ich bringe am besten hier nur einen Ausschnitt aus meinen News vom 05.04.01. Diesen Text verfaßte ich einige Tage nach meiner
Probefahrt:
Am Dienstag bin ich fremdgegangen...
Die blaue Schönheit kam aber aus dem gleichen Hause wie meine Geliebte und ich konnte ihren Reizen einfach nicht widerstehen:
Yamahas FZS 1000 Fazer. Satter Liter Hubraum. 143 PS. Moderate Sitzposition.
Dieses Bike ist nicht nur atemberaubend schön... sie hat mir auch wortwörtlich den Atem genommen:
- Probefahrttermin mittags (nicht wirklich viel geschlafen in dieser Nacht; Vorfreude)
- Erster Schock: 2.500,- DM Selbstbeteiligung für Vollkasko, hmm
- Wundere mich schon, warum der Choke auf Vollast gedreht ist, als ich zur bereitgestellten Maschine komme
- Nach 5 Minuten Rühren & Machen ist klar warum: sie will nicht... störrisches Biest
- So, sie läuft... erst mal ein paar deutsche Gasstöße... dann los
- Ortsausgang: gemütlich aus 2500 U/min heraus mit 30% Schub beschleunigen; mehr als 100 km/h wollen wir erst mal nicht
gehen
- Huch, 130? Schooon? Fühlt sich gar nicht so an...
- Nächster Ort. Bremsen. Schnauf. War das der Hebel für den Notanker? Geil!
- Gemütliches Rollen durch den Ort
- Ampel. Grün. Scheisse kommt die Kupplung spät. Huaaaaah: Wheelie! 80 km/h... Ankern. 50km/h.
- Ortsausgang. Zweispurig ausgebaut. Ein Gang runter. 60% Gas -> Warp-Speed Mister Crusher...
- Schon 160??? 70-Schild. Ankern. Respekt. Die Bremsen haben mich innerhalb eines Wimpernschlages genau auf die gewünschte
Speed geholt. Präzissionsarbeit.
- Nochmal Ortschaft... :(
- Endlich Landstrasse! Langgezogene Linkskurve. Ich mach auf. Bei 150 km/h geht mir die Muffe, nehme wieder 30 km/h raus -
LUPFEN
- Mist: 2 LKWs und dazwischen auch noch ein Daimler - neue S-Klasse.
- Kein Gegenverkehr hinter der Kuppe. Hat der Daimler auch gesehen. Ich warte hinter ihm bis er Platz macht.
- So, wech. 80% Gas... hätte vielleicht doch runterschalten sollen? Alle Zweifel werden nach 2 Sekunden zerbröselt.
- Als 180 km/h anliegen bremst mein Mut mich wieder auf 150 runter... das geht noch so...
- Stop-Schild := Ankerplatz
- So. Der Daimler ist wieder hinter mir. Wollen wir ihn mal zum Weinen bringen. Ausfahren aller Gänge bis 10.000 U/min.
- Hui. Jetzt schon 200 km/h ??? Ankern: Kurve. Wieder auf. Wieder 190 km/h.
- Guter Windschutz. Hätte ich der Maschine gar nicht zugetraut.
- Noch ein paar Wechsel: Kurve - Gerade. Dann endlich ein wenig "normale" Landstrasse.
- Die 240 kg spürt man praktisch nicht. Was der Fahrer befiehlt setzt die Fazer um. Geil. Trotz MEZ-4!
- Im nächsten Ort absteigen. Pause. Maschine aufbocken auf Hauptständer. Hervorragend. Ohne viel Kraftaufwand. Könnte sogar
gKs Schwester.
- 10 min meditieren. Ausprobieren des Soziusplatzes. Angemessen. Studieren der Formen des Motors. Ein Prachtstück...
- Aufsitzen. Langsames Rangieren. Kein Problem. Fühlt sich an wie 200 kg.
- Wieder auffahren auf Landstrasse. Oh: Ein Van. Denke nicht, daß mich das auch nur bremsen wird. Frei? Gas!
- Jetzt, wo ich mich traue häufiger mal die 80% anzulegen, fällt mir eine Fahrwerksschwäche auf: Beim Gasgeben sinkt die
Fazer hinten um ca. 5 - 10 cm ein und entlastet damit spürbar das Vorderrad (wahrscheinlich hat da jemand die Dämpfung zu
weit zurückgeschraubt...). Man glaubt sich immer an der Grenze zu einem Wheelie. Wahrscheinlich verstärken die MEZ-4 diesen
Eindruck auch noch...
- Wieder Vollgasstrecke im Wald: Bei 220 km/h versuche ich nicht mehr die aktuelle Geschwindigkeit auf dem schlecht
skalierten analogen Tacho (zu klein, hätten lieber gleich den digitalen von der R1 nehmen sollen) zu erkennen
sondern konzentriere mich auf meinen nächsten Bremspunkt.
- 2?0 km/h auf 80 km/h in 1,5 sek. Das ist geil. Aber nicht so gut für die Augen... Die knallen mit einem feuchten
Batschen an das Visier...
- Und dann Bedauern. Viiiiel zu früh gebremst!
- Beim Händler wieder angekommen, steige ich mit einem tief ins Gesicht gemeiselten Grinsen ab und mache nochmal eine
Respektsrunde per pedes um diese Schönheit
Den direkten Vergleich mit der 1200er Bandit (2001er), die ich am Samstag fahren konnte, brauch die große Fazer wahrlich nicht
zu scheuen. Der Motor (trotz weniger Hubraum) noch bulliger im Anzug; ohne Schnörkel in der Leistungsentfaltung. Das Fahrwerk
dem Motor deutlicher gewachsen. Resultat: Bei der Fazer siegt die Angst vor der unglaublichen Geschwindigkeit und die kurze Zeit
dahin über die Gashand. Auf der Bandit die Angst vor einem Schlingerer des Fahrwerks...
Technische Daten:
- Motor-Bauart: 4-Zylinder (4-Takt)
- Hubraum: 998ccm
- Ventile: 5 pro Zylinder
- Leistung: 143,1 PS @ 10.000 U/min
- Drehmoment: 105,9 @ 7.500 U/min
- Getriebe: 6-Gang
- Reifen vorn: 120/70 ZR17 (58W)
- Reifen hinten: 180/55 ZR17 (73W)
- Tankinhalt (davon Reserve): 21 l (4,1 l)
TDM900 (Yamaha - 04/02)
Um es gleich vorweg zu nehmen: vergeßt das dumme Gelaber mancher Möchtegerntester in der einen oder anderen Zeitschrift.
Man kann durchaus behaupten, daß Yamaha mit der TDM900 ein großer Wurf gelungen ist. All die Dinge, die uns TDMler bisher
sauer aufgestoßen sind, wurden verbessert. Aber damit ich nichts vergesse, gehe ich am besten chronologisch mit der Feststellung
während der Probefahrt vor.
Ich komme zu einem zuvor vereinbarten Termin mit meiner TDM850 ('99) und bringe, wie außerdem vereinbart, meinen Bruder mit,
so daß es sich für den Händler lohnt, drei Maschinen fahrbereit zu machen. Gemeint sind: für mich die TDM900 und die
2002er R1 und für meinen Bruder auch die TDM900 sowie die 1000er Fazer. Nach der Abgabe
meiner Kiste und dem Erledigen des Papierkrieges bringt einer der Verkäufer zunächst (so die von uns gewünschte Reihenfolge) für
meinen Bruder die große Fazer und für mich die TDM900. So habe ich eine direkte Vergleichsmöglichkeit, da ich ja gerade vom
Vorgänger abgestiegen bin ;-)
Erstes ungläubiges Erstaunen: die TDM klingt richtig gut. Bollert dumpf bassig vor sich hin - kaum noch die mechanischen
Geräusche vom Motor hörbar, wie an meiner Maschine. Also laß ich die Öhrenstöpsel mal draußen.
(Den Rest bringe ich am besten in der gewohnten Listenform.)
- Aufsitzen, Spiegel einstellen.
- Erster Gang rein. Immernoch ein klar vernehmbares Klacken, aber unaufdringlicher als das typische 'Yamaha-Klacken'.
- Rollen bis an die Straße. Gott, fühlt die sich leicht an. Viel zu viel Kraft wende ich die ersten paar Male auf, um der Maschine
einen Schräglagenwechsel aufzuzwingen. Fett... der Sound aus den Tüten ist richtig gut. Bremsen. Boah, was für Anker! Selbst meine
Stahlflexbremsen an meiner Kiste greifen nicht so brutal aber dennoch hervorragend dosierbar zu.
- Der Griff zum Blinker geht erst mal ins Leere. Wo zum... sind die Blinker? Ah da... etwas tiefer als bisher... Gedankennotiz.
- Raus auf die Straße. Ist mein Bruder mit der Fazer noch hinter mir?
- Fühlt sich alles bekannt an... aber doch anders... alles wirkt leichter...sportlicher... ;-) Selbst die Fußrasten scheinen ein wenig
höher und weiter hinten zu liegen. Nicht wirklich viel, aber die Pilotenposition ändert sich damit zu etwas sportlicherem Feeling.
- Noch in der Ortschaft, der erste spielerische Zug am Kabel. Kurz und brutal. Mal schauen, was die EInspritzung so macht.
Ein wenig Enttäuschung will sich breitmachen: der Sound stimmt ja, aber unter 3000 geht gar nix mehr; das kann meine besser...
:-(
- Ortschaftsende. Bergauf. Put the hammer down! Jaaaa, das ist schon eher nach meinem Geschmack! Der digitale Tacho
zeigt übergangslos dreistellige Geschwindigkeiten an. Sehr gut. Die Maschine explodiert förmlich auf 120 km/h. Bei 140 halte ich
erst mal inne und suche nach einem Bremspunkt in der Anfahrt zum nächsten Ort.
- Und hier gleich die nächste freudige Überraschung. Die Bremsen verzögern überragend dosierbar und mit unglaublicher
Gewalt. Und das Konzert, das der Motor bei diesem Bremsmanöver gibt, läßt mich vor Verzückung beinahe zu schnell durch den
stationären Blitzer rasen.
- Ortsausgang: langgezogene links, bergauf. Das Fahrwerk hält stur die Spur. Selbst übelstes Flickwerk, in Deutschland
landläufig auch 'Straße' genannt, schluckt sie, ohne mir die Linie zu versauen.
- Anbremsen: T-Kreuzung. Lasse meinen bruder rankommen. Winke ihn vorbei: weiß, was in der Fazer steckt. Denn jetzt kommt
die lange Waldgerade...
- Warum zieht der nicht mal 'richtig' am
Kabel?
Seine Kiste hat 143 PS... meine 'nur' 86... warum kann ich problemlos dranbleiben?
- Bei 180 wird der Abstand etwas größer. ABer nicht viel, da nun schon die nächste Kurve angebremst werden will. Und
trotz der gleichen Herkunft der Bremsen (R1) kann ich doch auf der TDM900 den Schwung viel wirksamer mit in
die Kurve nehmen (nicht zuviel, aber auch nicht zuwenig ;-).
- Nach den Waldgeraden das Kurvengeschlänglich (schnellerer Art). Das Fahrwerk ist gut bis hervorragend abgestimmt. Keine
Rätsel, keine Bocksprünge, selbst derbstes Gas-Auf-Gas-Zu in der Kurve wird ohne Schlingern geschluckt.
- Dann eine HighSpeed-Kurve. Absolut gutmütiges Fahrwerk. Durch das deutlich geringere Gewicht, läßt sich die Kiste mühelos
auch durch schnelle Schräglagenwechsel wuchten, ohne diesen Vorgang mit dem Gas zu beschleunigen (kurz zu, wieder auf), so
wie ich es jetzt mit meiner TDM850 mache.
- Dann hartes Anbremsen der Ortschaft. Und wieder umspielt meine Lippen ein zufriedenes Lächeln, ob der Präzision, mit der
die Bremsen arbeiten.
- Und nach der Hatz bellt der Motor seine 'Geilheit' mit aller Kraft heraus! Tiefes Baßbrummeln dröhnt von Motor und Exhaust zum
Fahrer herauf. So das der ganz kribbelig wird.
- Die gesamte Rückfahrt über zelebriere ich diesen geilen Sound. Drehe den Motor hoch und lasse ihn das Bike wieder
abbremsen. Sooooooooo geil...
Abschließend bleibt zusammenzufassen:
- Gewicht: deutlich abgesenkt; die Kiste fühlt sich wie ne Suzuki Freewind an...
- Fahrwerk: Schon beim Aufsitzen spürt man die Härte der TDM900. Jetzt fühlt sie sich sowohl in der Highspeedregion
(über 100km/h), als auch im LowSpeed-Bereich (beim flinken Kurvenwetzen in den Bergen) wohl. Kein Nachkauf von
Fahrwerkselementen mehr nötig. Nicht unwesentlich an diesem Fortschritt dürfte auch das geringere Gewicht beteiligt sein. Sowie
der neue Reifenquerschnitt vorne (nun 120er).
- Motor: Nunja. Genau hier glaube ich, daß die Yamaha-Ingenieure nur gekleckert haben. Gerade aus den tieferen
Drehzahlregionen dreht meine '99er TDM deutlich explosiver hoch. Gut, der rote Bereich wurde
etwas hochverschoben, aber wer will denn die ganze Zeit drehen? Bin doch kein 600er-Fahrer... ;-)
- Sound: Und sie haben es geschafft! Der Sound ist einfach nur noch geil. Im niedertourigen Bereich ein bassiges
Brummeln und Brabbeln und beim Aufreißen ein heißes Brüll-Bellen. Dieses erinnert im ersten Augenblick an eine Duc, aber
ist definitiv ein neuer eigenständiger Sound: TDM900, hier komm ich...
- Optik: Das muß jeder für sich selbst entscheiden. Ich finde das typische TDM-Design in wohlproportionierter Form
zitiert und neu-interpretiert.
Technische Daten:
- Motor-Bauart: 2-Zylinder-Parallel-Twin (4-Takt)
- Hubraum: 897ccm
- Ventile: 5 pro Zylinder
- Leistung: 86,2 PS @ 7.500 U/min
- Drehmoment: 88,8 @ 6.000 U/min
- Getriebe: 6-Gang
- Reifen vorn: 120/70 ZR18M/C (59W)
- Reifen hinten: 160/60 ZR17M/C (69W)
- Tankinhalt (davon Reserve): 20 l (3,5 l)
R1 2002 (Yamaha - 04/02)
Leute, nach der Fahrt mit diesem Teufelswerk trete ich offiziell für eine Waffenscheinpflicht und Beschränkung auf die Rennstrecke
für die R1 ein ;-)
Noch am Abend nach der Fahrt lag ich grinsend und kopfschüttelnd im Bett. So was hab ich in der Form noch nicht erlebt. ABARTIG...
Empfehlen möchte ich hier noch für 'additional media' die offizielle
R1 MicroSite von Yamaha. Sie ist für Interessierte
auf jeden Fall einen Blick wert. Aber jetzt zu meinen Erfahrungen mit der R1:
So ähnlich wie auf dem Bild hierunter sah meine Probefahrmaschine aus. Nur das die einige kleinere Blessuren hatte; an Rücklicht und
Tank. Was da wohl passiert ist? Ich kann's mir denken...
Technische Daten:
- Motor-Bauart: 4-Zylinder (4-Takt)
- Hubraum: 998ccm
- Ventile: 5 pro Zylinder
- Leistung: 152 PS @ 10.500 U/min
- Drehmoment: 107 @ 8.500 U/min
- Getriebe: 6-Gang
- Reifen vorn: 120/70 ZR17M/C (58W)
- Reifen hinten: 190/50 ZR17M/C (73W)
- Tankinhalt (davon Reserve): 17 l (3,5 l)